Anämie: Blutarmut und ihre Risiken

Veröffentlicht am: März 04, 2024
Dr. med. Wolfgang Bachmann
Dr. med. Wolfgang Bachmann

Allgemeinmediziner

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden rund 24,8 % der Bevölkerung an einer Anämie. Das entspricht jedem vierten Menschen. 

Unter Anämie (Blutarmut) bezeichnet man einen Zustand, bei der die Anzahl der roten Blutkörperchen und Hämoglobin im Blut sehr niedrig ist. Dies macht sich häufig durch Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, aber auch Herzrasen bemerkbar. 

Lesen Sie in diesem Ratgeber alles über Anämie, Auslöser, Symptome, wer besonders häufig davon betroffen ist und Behandlungsmöglichkeiten sowie viele weitere interessante und wissenswerte Informationen.

Inhalt

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Was ist Blutarmut (Anämie)? 

Unter Anämie versteht man den Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) oder Hämoglobin im Blut. Hämoglobin ist ein eisenreiches Protein der roten Blutkörperchen, welches für die Farbe unseres Blutes verantwortlich ist. Der rote Blutfarbstoff hat die Hauptaufgabe Sauerstoff von der Lunge in die übrigen Körperbereiche zu transportieren. Ist nun zu wenig Hämoglobin im Körper vorhanden, so können die Organe nicht mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden. 

Was sind die Auslöser einer Anämie (Blutarmut)? 

Es gibt unterschiedliche Gründe, weshalb Sie von einer Anämie betroffen sein können. Die Hauptursachen sind: 

  • Eine nicht ausreichende Bildung von roten Blutkörperchen. Der Auslöser ist dabei oftmals ein nicht voll funktionierendes Knochenmark, welches normalerweise für die Bildung der Blutkörperchen zuständig ist. Dies ist lebensgefährlich. 
  • Durch eine Verletzung, Ihrer Periode oder wegen eines anderen Umstands, haben Sie zu viel Blut verloren.
  • Ihr Körper richtet sich gegen die eigenen Blutkörperchen aufgrund von Veränderungen im Immunsystem.

Auch wenn Anämie und Eisenverlust zwei unterschiedliche Dinge sind, so leiden Patienten, die von einer Anämie betroffen sind, auch häufig an einem Eisenmangel. 

Wussten Sie, das weltweit 10 % der Menschen an einem Eisenmangel leiden?

Dies ist ein alarmierender Prozentsatz, denn Eisen spielt eine wichtige Rolle bei der Versorgung der einzelnen Körpersysteme mit Sauerstoff. 

Achtung: Zu Beginn bleibt eine Anämie oft unbemerkt, denn sie beginnt nur schwach. Die Blutarmut kann sich aber über die Jahre verschlechtern und Symptome hervorrufen. Mit einem Hematokrittest lässt sich die Anzahl der im Blut enthaltenen roten Blutkörperchen, bestimmen, sowie Ihnen ein Hämoglobintest Auskunft über die Anzahl des eisenreichen Proteins in Ihrem Blut gibt.

Was sind die Folgen von Blutarmut (Anämie)? 

Wie Sie bestimmt wissen, ist eine ausreichende Sauerstoffzufuhr enorm wichtig, um die Funktion des Gehirns, Gewebe, Muskeln und Zellen aufrechtzuerhalten. Ist dies durch eine Blutarmut eingeschränkt, so kann es sich durch unterschiedliche Symptome bemerkbar machen: 

  • Müdigkeit und Schwäche, blasse Haut 
  • unregelmäßiger und erhöhter Herzschlag
  • Atembeschwerden wie Kurzatmigkeit, schlechte Kondition oder verminderte Ausdauer
  • Schmerzen in der Brust
  • Schwindel und Stabilitätsverlust
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • kalte Hände und Füße 
  • Kopfschmerzen 

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Wer ist besonders gefährdet eine Anämie zu entwickeln? 

Von einer Anämie können unterschiedliche Personengruppen vermehrt betroffen sein:

  • Personen mit Eisen oder Vitamin B12 Mangel

Zum Beispiel, wenn Sie bereits einen Eisenmangel oder Vitamin B12 Mangel haben. Diese Mangelerscheinungen können ausgelöst werden, wenn Sie eine einseitige Ernährung haben, sich vegan oder vegetarisch ernähren.

Wenn Sie tierische Produkte meiden, kann es zu diesen Mangelerscheinungen kommen, da sie sehr gute Eisen und Vitamin B-Quellen sind. Was verblüffend erscheint, aber ebenfalls Auswirkungen auf die Vitamin-B Aufnahme haben kann, ist eine Candida-Infektion. Grund dafür ist, dass die Infektion die Art und Weise, wie der Körper Nährstoffe absorbieren kann, beeinflusst. 

  • Frauen, Schwangere und Senioren

Forschungen zeigen, dass Frauen häufiger von einer Blutarmut betroffen sind als Männer und vor allem während der Schwangerschaft kommt es häufiger vor, dass sich diese entwickelt. Außerdem steigt das Risiko ab dem Alter von 65 Jahren von einer Anämie betroffen zu sein. 

  • Personen mit einer schwerwiegenden Vorerkrankung

Weitere Personen, die verstärkt dazu neigen eine zu geringe Menge an Hämoglobin und roten Blutkörperchen zu bilden, sind Personen, die an einer Autoimmunerkrankung leiden, HIV/AIDS, rheumatoide Arthritis, Nierenerkrankungen oder Krebs haben.  

Menschen, die an einer Verdauungsstörung erkrankt sind, wie etwa am Leaky-Gut Syndrom oder an der entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn, leiden ebenfalls häufiger an den Mangelerscheinungen oder Anämie. Grund dafür ist die nicht-intakte Nährstoffaufnahme im Darm. Zusätzlich kann die Einnahme von Medikamenten, wie zum Beispiel Aspirin, die Aufnahme von bestimmten Nährstoffen blockieren.

  • Weitere Faktoren, die eine Anämie verursachen können 

Manchmal ist eine Anämie auch genetisch bedingt und wird nicht von Lebensstilfaktoren oder der Ernährung verursacht. Dazu gehören die aplastische Anämie (Ihr Körper produziert nicht genügend rote Blutkörperchen), Knochenmarkserkrankungen wie Leukämie und Myelofibrose, hämolytische Anämie (rote Blutkörperchen werden schneller zerstört, als das Knochenmark sie ersetzen kann) oder Sichelzellenanämie (Das Hämoglobin produziert defekte rote Blutkörperchen, die vom Körper nicht verwendet werden können und vorzeitigen Absterben).

Wie gefährlich ist eine Anämie (Blutarmut)? 

Bei einer Anämie sind besonders die Nebeneffekte Herzrasen und Atembeschwerden eine Gefahr. Diese Symptome werden verursacht, da der Körper damit versucht, den Sauerstoffmangel zu regulieren. Hält der Zustand aber über längere Zeit an, so kann dies zu einer Herzmuskelschwäche führen. Dies kann schwerwiegende Folgen mit sich ziehen. 

Wir legen Ihnen deshalb nahe, bei dem Verdacht oder bei einer bestätigten Anämie durch einen Hämoglobin Test, Ihren Arzt zu kontaktieren und sich in seine Obhut zu begeben. 

Wie kann eine Anämie durch die Ernährung beeinflusst werden? 

Neben der ausreichenden Zufuhr von Eisen und Vitamin B12 und Folsäure, ist eine ausgewogene Ernährung besonders wichtig:

  • Fertiggerichte und Fast Food sollten Sie deshalb bestmöglich aus Ihrem Speiseplan verbannen. Zusätzlich sollten sogenannte “leere” Kalorien, wie raffiniertes Getreide, Zucker und synthetische Zutaten, gemieden und durch nahrhafte Lebensmittel ausgetauscht werden.  
  • Limonaden, Kaffee und schwarzer Tee sollten ebenfalls vermieden werden, da diese Produkte die Eisenabsorption hemmen. 
  • Calcium bindet sich an Eisen, was eine negative Auswirkung auf die Eisenaufnahme haben kann. Deshalb sollten herkömmliche Milchprodukte ebenfalls nur sehr selten zu sich genommen werden. 

Welche natürlichen Behandlungsmethoden von Anämie (Blutarmut) gibt es? 

Die Behandlung der Symptome, die bei einer Anämie auftreten, kann auf natürliche Art und Weise unterstützt werden. Wir stellen Ihnen deshalb vier Wege vor, wie Sie die Hämoglobin-, und rote Blutkörperchen-Produktion anregen können. 

  • Stärken Sie Ihre Milz! 

Sie ist dafür zuständig, das Blutsystem zu filtern. Das bedeutet, dass abgestorbene, defekte oder verformte rote Blutkörperchen aus dem Blut heraus gefiltert werden und in der Milz abgebaut werden. Dadurch bleiben die gesunden Erythrozyten im Blut. Die Gesundheit Ihrer Milz ist deshalb wichtig, da eine Vergrößerung des Organs dazu führen kann, dass zu viele rote Blutkörperchen herausgefiltert werden. Das Resultat ist eine zu geringe Anzahl an Erythrozyten.  

Greifen Sie deshalb zu Lebensmittel die Ihre Milz unterstützen! Wie etwa solche, die viele Bitterstoffe enthalten, wie zum Beispiel Rucola, Grapefruits und Kurkuma. 

  • Stärken Sie Ihren Darm!

Um die Nährstoffaufnahme zu verbessern, können Sie auf Probiotika Kapseln oder Probiotika Pulver zurückgreifen. Ein gesunder Darm ist unerlässlich für die Aufnahme von Nährstoffen. Daher gilt nicht: „Du bist, was du isst.“ Vielmehr sollte das Motto lauten: „Du bist, was du verdaust.“.

Bei einer gestörten Verdauung werden Nährstoffe nicht vernünftig absorbiert und aufgenommen. Das heißt, Sie können so viele Eisen und Vitamin-B Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen wie Sie möchten, wenn der Darm nicht gesund ist und sie nicht richtig aufnehmen kann, ist es nutzlos. 

Eine medizinische Studie aus Stanford hat ergeben, dass sich bei der Einnahme von Probiotika der Vitamin-B-Spiegel sowie der Eisenspiegel oftmals erhöhen. 

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  • Greifen Sie auf eisenreiche Lebensmittel zurück!

Der nächste Schritt zur Überwindung Ihrer Anämie-Symptome liegt im Verzehr eisenreicher Lebensmittel. Dazu können Sie folgende Produkte zu sich nehmen: 

  • mageres Fleisch 
  • Meeresfrüchte
  • Nüsse
  • Bohnen

Zu den besten eisenhaltigen Lebensmittel gehören Rinder- und Hühnchenleber

Leber? Vielleicht kommt Ihnen das komisch vor, doch wenn Sie Bio-Hühnchenleber beim Bauern Ihres Vertrauens oder im Bioladen kaufen, ist das kein Problem. Leber ist nicht nur reich an Eisen, sondern liefert zusätzlich wertvolle B-Vitamine, das macht sie zu einem äußerst nährstoffreichen Lebensmittel. 

Aber Vorsicht: Schwangere sollten unbedingt auf den Verzehr von Leber verzichten. Grund dafür ist der äußerst hohe Vitamin A Gehalt, welcher dem ungeborenen Kind im Mutterleib schaden kann. 

  • Nehmen Sie die richtigen Nahrungsergänzungsmittel zu sich! 

Natürlich gibt es auch bei Blutarmut (Anämie) hilfreiche Nahrungsergänzungsmittel, die Sie zur Unterstützung einer gesunden Ernährung zu sich nehmen können. Wie wir aber bereits erwähnt haben, steht dabei die Funktionstüchtigkeit Ihres Darmes an erster Stelle, weshalb die Einnahme von Probiotika Tabletten zu empfehlen ist. Eine Liste zusätzlicher Präparate, die unterstützend zur Behandlung von Anämie-Symptomen verwendet werden können, sind: 

Fazit

Blutarmut oder auch Anämie, bedeutet, dass zu wenige rote Blutkörperchen bzw. Hämoglobin produziert und im Blut vorhanden sind. Dies kann zu unterschiedlichen Symptomen führen, die vor allem über einen längeren Zeitraum hinweg schwere Folgen mit sich ziehen können. Dadurch, dass die Symptome wie Müdigkeit, Konzentrationslosigkeit, kalte Hände und Füße, aber auch Schwindel keine eindeutigen Beschwerden sind und auch bei einer Vielzahl anderer Krankheiten ausgelöst werden können, sollte keine Eigendiagnose gemacht werden. Es ist durchaus wichtig, sich deshalb von seinem Arzt untersuchen zu lassen, falls ein Verdacht auf Anämie besteht.

 

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