Führen Darmerkrankungen zu Demenz?

Veröffentlicht am: März 06, 2024
Dr. med. Wolfgang Bachmann
Dr. med. Wolfgang Bachmann

Allgemeinmediziner

Hängen Darmerkrankungen und Demenz zusammen? Eine neue Studie sagt ja! 

Chronische Darmerkrankungen betreffen weltweit immer mehr Menschen. Zu den Hauptformen zählen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Oft sind bereits junge Personen im Alter von 15 bis 30 Jahren davon betroffen. Bei beiden Erkrankungen handelt es sich um eine chronische Entzündung des Gastrointestinal-Trakts.

Welches sind die Hauptformen von chronischen Darmerkrankungen? 

  • Colitis ulcerosa: Bei dieser Form ist die Darmschleimhaut des Dickdarms und Enddarms betroffen. Die Entzündung beginnt in der innersten Schicht der Darmschleimhaut im Enddarm und dehnt sich in Folge auf die restlichen Abschnitte des Dickdarms aus. Symptome sind in der Regel blutige Durchfälle und Schmerzen.
  • Morbus Crohn: Im Vergleich zu Colitis ulcerosa können alle Schichten der Darmschleimhaut entzündet sein. Zudem betrifft diese Erkrankung alle Abschnitte des Verdauungstrakts – vom Mund bis zum After. Die Erkrankung dehnt sich aber nicht von einer Stelle aus, sondern zeigt sich eher fleckenförmig im gesamten Verdauungstrakt. Symptome sind ebenfalls starke Bauchschmerzen und Durchfall.

Eine Darmerkrankung beeinflusst die körperliche sowie psychische Gesundheit und in Folge die Lebensqualität massiv. Denn aufgrund der Verbindung über die Darm-Hirn-Achse kann die Darmflora eine entscheidende Rolle auf die psychische und mentale Gesundheit haben. 

➤ Alleine in Deutschland leiden etwa 300.000 bis 400.000 Menschen an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen!

➤ Jetzt Probiotika bestellen!

Eine neue Studie bringt Klarheit

In einer taiwanesischen Beobachtungsstudie wurden Patienten mit Darmerkrankungen mit gesunden Menschen verglichen und bis zu 16 Jahre lang begleitet. Dabei wurden sie auf ihr Demenzrisiko untersucht. Die teilnehmenden Patienten wiesen von Beginn an entweder Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn auf.

Das Ergebnis ist eindeutig. Personen mit vorhergehenden Darmerkrankungen haben ein signifikant höheres Demenzrisiko (5,5 %) im Vergleich zu Personen ohne Beschwerden (1,4 %).

Und nicht nur das – bei den Patienten wurde festgestellt, dass sie vergleichsweise früher Demenzsymptome entwickelten als die gesunden Vergleichsprobanden. So wurde bei den Darmerkrankens-Patienten mit durchschnittlich 76 Jahren Demenz diagnostiziert und bei den bis dahin Gesunden erst mit 83 Jahren. In der Studie konnte kein Unterschied zwischen den zwei Darmerkrankungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn oder dem Geschlecht festgestellt werden.

Die Beobachtungsstudie legt nahe, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen chronischen Darmerkrankungen und der späteren Entwicklung von Demenz gibt. 

➤ Menschen mit Darmerkrankungen haben eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken als bis dahin Gesunde! 

Was können Sie für Ihre Darmgesundheit tun?

Die genauen Ursachen für chronische Darmerkrankungen sind noch nicht ganz klar. Experten zufolge könnte aber neben einer Veranlagung auch die Ernährung eine Rolle spielen.

Folgende Erkenntnisse gibt die Wissenschaft bezüglich Ernährung:

  • Pflanzliche Ernährung: Eine vegetarische Ernährung wird allgemein mit niedrigeren Entzündungsmarkern in Verbindung gesetzt. Als gesunde Alternative zur westlichen Ernährung kann sie Studien zufolge einen Rückfall bei Morbus Crohn verhindern und sich allgemein positiv auf das Risiko für entzündliche Darmerkrankungen auswirken. Dazu zählen besonders Ballaststoffe, einschließlich Obst und Gemüse sowie gesunden Fettsäuren.
  • Verzicht auf Junk Food: In einer 2015 durchgeführten Studie konnten Wissenschaftler ungesundes Junk Food mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen in Verbindung bringen.
  • Verzicht auf tierisches Eiweiß: Wissenschaftler vermuten, dass bei der Verdauung von tierischem Eiweiß, wie aus Fleisch oder Milch, giftige Stoffwechselprodukte entstehen und somit den Verdauungstrakt schädigen können. Des Weiteren könnten sie möglicherweise die natürliche Balance der Darmflora stören.
  • Verzicht auf Zucker: Große Mengen an zugesetztem Zucker schaden der Verdauung und den nützlichen Darmbakterien. Süßigkeiten werden Studien zufolge mit einem höheren Risiko für Darmerkrankungen in Verbindung gebracht.  

Des Weiteren sollten Sie auf Alkohol, Nikotin, Stress  oder bestimmte Medikamente verzichten, da diese dem Darm schaden können.

Natürliche Hilfe für Ihren Darmtrakt:

Neben einer angepassten Ernährung können Sie noch mehr für einen gesunden Darm tun. Es gibt viele Nahrungsergänzungsmittel, die Ihre Darmflora und Darmschleimhaut unterstützen.

Dazu zählen:

  • Probiotika und Präbiotika: Die Kombination wirkt sich besonders wohltuend auf die Darmflora sowie auf unseren Verdauungstrakt aus. Die Einnahme von Probiotika kann bei einem beanspruchten Darm helfen, die Anzahl der gesunden Bakterien zu erhöhen und somit ein gut funktionierendes Verdauungssystem zu unterstützen. Studien zufolge sollen Probiotika in der Behandlung von beispielsweise Colitis ulcerosa durchaus nützlich sein.
  • Omega 3: Omega 3 Fettsäuren werden mit einem geringeren Risiko für entzündliche Darmerkrankungen in Verbindung gebracht. Die Fettsäuren wirken entzündungshemmend und helfen dabei, die Integrität der Darmwand zu erhalten. Experten zufolge wirkt sich Omega 3 positiv auf die nützlichen Mikroorganismen im Darm aus. Neben der Darmflora beeinflusst Omega 3 (insbesondere DHA) aber auch unser Gehirn positiv. Studien zufolge sollen die Fettsäuren sogar dabei helfen, Demenz vorzubeugen und zu bekämpfen.  
  • Darmreinigungs-Kapseln: Mithilfe von Darmreinigungs-Kapseln mit Flohsamenschalen kann das gesamte Verdauungssystem gründlich gereinigt, entgiftet und der Heilprozess der Darmschleimhaut angeregt werden. Bei chronischen Darmerkrankungen ist die Darmschleimhaut stark beeinträchtigt und angegriffen. Hier können Flohsamen Abhilfe verschaffen, da diese Schleimstoffe enthalten und die Darmschleimhaut so unterstützen.
  • Zink: Das Spurenelement soll sich neben dem Immunsystem positiv auf die Darmschleimhaut auswirken. Studien zufolge kräftigt Zink bei Patienten mit Morbus Crohn die Darmschleimhaut. 

Fazit:

Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn kommen in der heutigen Gesellschaft immer häufiger vor und beeinflussen die Lebensqualität massiv. Neben vielen Beschwerden wie Schmerzen, Durchfall, Übelkeit und mehr, hängen sie neuen Studien zufolge auch noch mit einem höheren Risiko für Demenz zusammen. Die genauen Ursachen für Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sind bisher aber weitgehend unbekannt und auch eine Heilung gibt es bisher nicht. Trotzdem können Sie einiges unternehmen, um Ihre Darmgesundheit zu unterstützen und somit Ihr Wohlbefinden sowie Ihr eigenes Demenzrisiko zu senken.

Nehmen Sie Ihre Darmgesundheit und somit Ihr Demenzrisiko noch heute in die Hand!

 

Quellen (in englischer Sprache): 

Chiba, M., Nakane, K., Takayama, Y., Sugawara, K., Ohno, H., Ishii, H., Tsuda, S., Tsuji, T., Komatsu, M., & Sugawara, T. (2016). Development and Application of a Plant-Based Diet Scoring System for Japanese Patients with Inflammatory Bowel Disease. The Permanente journal20(4), 16–019. doi: 10.7812/TPP/16-019

Chiba, M., Nakane, K., Takayama, Y., Sugawara, K., Ohno, H., Ishii, H., Tsuda, S., Tsuji, T., Komatsu, M., & Sugawara, T. (2016). Development and Application of a Plant-Based Diet Scoring System for Japanese Patients with Inflammatory Bowel Disease. The Permanente journal20(4), 16–019. doi: 10.7812/TPP/16-019

Zhang BWang HEBai Y, et al. Inflammatory bowel disease is associated with higher dementia risk: a nationwide longitudinal study
 
Costantini, L., Molinari, R., Farinon, B., & Merendino, N. (2017). Impact of Omega-3 Fatty Acids on the Gut MicrobiotaInternational journal of molecular sciences18(12), 2645. doi: 10.3390/ijms18122645
 
Wang, L., Fan, H., He, J., Wang, L., Tian, Z., & Wang, C. (2018). Protective effects of omega-3 fatty acids against Alzheimer's disease in rat brain endothelial cellsBrain and behavior8(11), e01037. doi: 10.1002/brb3.1037
 
Avallone, R., Vitale, G., & Bertolotti, M. (2019). Omega-3 Fatty Acids and Neurodegenerative Diseases: New Evidence in Clinical Trials. International journal of molecular sciences20(17), 4256. doi: 10.3390/ijms20174256
 
Sturniolo, G. C., Di Leo, V., Ferronato, A., D'Odorico, A., & D'Incà, R. (2001). Zinc supplementation tightens "leaky gut" in Crohn's diseaseInflammatory bowel diseases7(2), 94–98. doi: 10.1097/00054725-200105000-00003
 
Han MK, Anderson R, Viennois E, Merlin D (2020) Examination of food consumption in United States adults and the prevalence of inflammatory bowel disease using National Health Interview Survey 2015. PLOS ONE 15(4): e0232157. doi: 10.1371/journal.pone.0232157
 
Sakamoto, N., Kono, S., Wakai, K., Fukuda, Y., Satomi, M., Shimoyama, T., Inaba, Y., Miyake, Y., Sasaki, S., Okamoto, K., Kobashi, G., Washio, M., Yokoyama, T., Date, C., Tanaka, H., & Epidemiology Group of the Research Committee on Inflammatory Bowel Disease in Japan (2005). Dietary risk factors for inflammatory bowel disease: a multicenter case-control study in Japan. Inflammatory bowel diseases11(2), 154–163. doi: 10.1097/00054725-200502000-00009